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Archiv für die Kategorie ‘Berlinale’

“Destroy everything you touch”- Mammoth (2009)

4. März 2009 1 Kommentar

Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:

Teil neun: Mammoth

Nach Ansehen des Trailers hatte ich große Erwartungen an Mammoth. Das Thema war interessant, Musik und Bilder schick und stimmig sowie die Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal (Amores Perros,Babel) und Michelle Williams (Brokeback Mountain, Dawsons Creek) keineswegs untalentiert. Doch die Buh-Rufe im Berlinalepalast nach dem Screening von Lukas Modyssoons Drama waren leider nicht unberechtigt. Regisseur Moodyssoon, der auch das Drehbuch schrieb, scheint seine Story nicht wirklich durchdacht zu haben. Thematisch surft der 40-Jährige auf der Globalisierungs-Welle á la Babel, wobei die überbordende Sentimentalität des Drehbuch kaum emotionalen Wellengang beim Zuschauer erzeugen kann.

Auch die guten Schauspieler können dieses Manko so gut wie nie ausgleichen. Zu keinem Zeitpunkt kann oder will man sich mit den Protagonisten identifizieren. Die Darsteller wirken verloren in der kitschigen Mär, die sich dazu anschickt, familiäre Werte hochzuhalten. Selbst der coole Indie-Elektro der britischen Band Ladytron klingt im Film nicht mehr so schick, wie im Trailer, da der Sound in einer solchen Lautstärke und Frequenz aus den Surround-Sound-Boxen dröhnt, dass man sich geradezu attackiert fühlt. Einen tieferen Sinn scheint dieser Musikeinsatz jedoch nicht haben. Trotz all dieser Schwächen wird “Mammoth” aller Wahrscheinlichkeit nach im Laufe des Jahres in die deutschen Kinos kommen. Der Trailer macht Lust auf mehr, aber für viele dürfte diese Lust sich nach einigen Filmminuten in Frust wandeln.

3 von 10

Der Trailer:

KategorienBerlinale, Filmkritik Tags:

„Don’t shoot the messenger“ – The Messenger (2009)

Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:

Teil acht: The Messenger

Als Ben Affleck nicht mehr Regie bei “The Messenger” führen wollte, übernahm Drehbuchautor Oren Moverman den Job. Doch dass das Antikriegsdrama, welches bei der 59. Berlinale den Friedensfilmpreis und den Silbernen Bären für das beste Drehbuch gewann, von einem Regie-Debütant gedreht wurde, merkt man “The Messenger” niemals an. Moverman nimmt sich eines hochbrisanten Themas an. Er erzählt die Geschichte zweier US-Soldaten, deren traurige Pflicht es ist, den Angehörigen gefallener Soldaten mitzuteilen, dass ihre Liebsten nicht mehr am Leben sind.

Dabei schafft es der 1966 geborene Amerikaner, dem Zuschauer trotz des tragischen Themas das ein oder andere Lächeln abzuringen und niemals in Gefühlsduselei zu verfallen. Außerdem ist die Story von “The Messenger” nahezu perfekt – niemals zu durchschaubar, aber auch nicht unnötig kompliziert. Ein weiterer Grund, die Mission des “Casualty Notification Team” zu verfolgen, sind die brillianten Leistungen von Ben Foster (Todeszug nach Yuma) und Woody Harrelson (Natural Born Killers) als Unglücksboten zwischen Pflicht und Mitgefühl.

Tausendmal oder sogar öfter hat man in anderen Filmen gesehen, wie zwei Uniformierte auf ein Wohnhaus zu marschieren und mit versteinerter Miene den Bewohnern die traurigste aller Nachrichten überbringen. Aber was bisher nie auf der Leinwand gezeigt wurde, ist der Mensch hinter dem Soldat, der dazu verdammt ist, die “Standard Operating Procedure” zu befolgen. “The Messenger” ist kein platt-emotionales Drama, wie man anhand der Inhaltsangabe durchaus vermuten könnte. Schade, dass der Film hierzulande bisher weder einen Starttermin noch überhaupt einen Trailer hat.

8 von 10

Hier gibts ein Video, in dem Harrelson über seine Rolle in “The Messenger” redet.

“We’re not the same people we were back then…” – In The Electric Mist (2009)

2. März 2009 1 Kommentar

Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:

Teil sieben: “In the Electric Mist”

Bertrand Taverniers neuester Film “In The Electric Mist” ging bei der 59. Berlinale leider leer aus, obwohl die Kriminalroman-Verfilmung von James Lee BurkesIm Schatten der Mangroven“ mit lyrischen Bildern, einem nahezu ironischen Deep-South-Soundtrack, faszinierenden Charakteren und einer einzigartigen Atmosphäre glänzt. Vor 35 Jahren hatte Regisseur mit seinem Debüt mehr Glück: Für “Der Uhrmacher von Saint Paul” gabs den Silbernen Bären. Zwei Dekaden später gewann der Franzose sogar Gold für “Der Lockvogel“. Obwohl Tavernier nicht an seine Berlinale-Erfolge anknüpfen konnte, ist dem 67-Jährigen ein sehenswerter Film gelungen, für dessen atmosphärischer Bilder Kameramann Bruno de Keyzer („Der Unhold“) verantwortlich ist. Die geisterhafte Stimmung, die satten Grüns der Sümpfe und der wabernde Nebel haben die Ausdrucksfähigkeit von literarischen Metaphern. So etwas gelingt in den wenigsten Filmen. Der originelle Soundtrack stammt aus Marco Beltramis (Todeszug nach Yuma ) Feder, der die Filmmusik schon während der laufenden Dreharbeiten erarbeitete und sich vor Ort von Louisiana inspirieren ließ.Wo so viel Aufmerksamkeit auf den künstlerischen Ausdruck verwendet wird, ist natürlich kein 0815-Krimi zu finden. Die Geschichte ist zuweilen etwas verworren, aber da Tommy Lee Jones als Hauptfigur Robicheaux einen sehr guten Job macht und ihm die anderen Darsteller – wie John Goodman und Peter Sarsgaard – in nichts nachstehen, kann “In The Electric Mist” trotz einiger Längen überzeugen. PS: Wer Vorlage und Film vergleichen möchte, kann einen Blick in die englische Buchvorlage werfen.

7 von 10

Der Trailer:

“… and sacrificed others for beauty” – Die Gräfin (2009)

26. Februar 2009 Keine Kommentare

Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:

Teil sechs: “Die Gräfin”

Wer nach Delphys 2 Days in Paris” und/oder nach der ersten dreißig Minuten von Die Gräfin” einen Liebesfilm erwartet, wird rasch eines besseren belehrt. Delphy wagt sich diesmal an ein völlig anderes Genre. Ein schöner Ansatz: Historie und Legende sollen in “Die Gräfin”, der die gruselige Geschichte der Blutgräfin Erzebet Bathory erzählen, vermischt werden, ohne das klar wir, was Fakt und was Fiktion ist.

Ungarn im 16. Jahrhundert. Nachdem die reiche und mächtige Gräfin (Julie Delphy) aus enttäuschter Liebe zu dem jüngeren Istvan (Daniel Brühl) durchdreht und der Wahnvorstellung erliegt, das Blut von Jungfrauen könnte sie optisch verjüngen und ihr ermöglichen, ihn zurückzugewinnen, wird aus dem Histrorienfilm eine Gothic Novel. Über die ganze Filmlänge bleibt “Die Gräfin” nicht nur zwischen Fakt und Fiktion hängen, sondern scheint auch zwischen zwei Genres festzustecken. Der Anfangs reizvolle Ansatz lähmt den Film, daran können auch guten Schauspieler wie William Hurt (A history of violence) und  Anamaria Marinca (Sturm) nichts ändern. “Die Gräfin” kommt am 26. Juni 2009 ins Kino und ist genau wie die Legende der Blutgräfin Bathory mit Vorsicht zu genießen.

6 von 10

Teaser-Trailer:

“Mo’ money mo’ problems” – Notorious B.I.G (2009)

20. Februar 2009 Keine Kommentare

Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:

Teil vier: “Notorious B.I.G.”

Seit Christopher „Notorious B.I.G.“ Wallace am 9. März 1997 erschossen wurde, macht sein bester Kumpel Puffy (P. Diddy, Puff Daddy, Sean Combs, oder wie nennt er sich gerade?) mit Musik, Modelabel und Musik-Castingshows eine Menge Kohle. Puffys neueste Geldmaschine ist ein filmisches Portrait über den Ausnahme-Rapper Notorious B.I.G.. Das Biopic hat Puffy zusammen mit Biggies (wie der Protagonist von seinen Freunden genannt wurde) Mutter Voletta Wallace produziert. Dementsprechend ist der Film ziemlich tendenziös, obwohl auch Biggies schlechte Seiten wie Wutanfälle und Drogenkonsum gezeigt werden. Das Puffy sich als ultracool und dennoch weise darstellt, nervt allerdings schon sehr. Konzentriert man sich auf den Spitzen-Soundtrack, der durch den enormen Einsatz von Notorious-Darsteller Jamal Woolard kaum von den Originaltiteln zu unterscheiden ist, und ignoriert ein paar eigenartige Handlungssprünge, macht „Notorious B.I.G.“ trotzdem eine Menge Spaß. Ab 26. März 2009 im Kino.

Wertung:

5 von 10

Achja, falls jemand Lust hat, P. Diddys neuer “Personal Assistant” zu werden: Bitte hier bewerben

Oder den persönlichen Aufruf von Puffy anschauen, für einen Extra Motivationsschub.

Zur allgemeinen Belustigung, hier das Video zu “Mo Money, Mo Problems”, in dem Puffy Prä-Modelabel in ziemlich peinlichen Klamotten wild umherwirbelt – und gern Tiger Woods wäre.

Der Trailer zu Notorious B.I.G.