Die 59. Berlinale ist gerade seit ein paar Tagen vorbei, da werden schon Pläne für das nächste Filmfest 2010 geschmiedet. Zum 60. Mal finden die Berliner Filmfestspiele im nächsten Jahr statt und ein mögliches Thema ist auch schon gefunden: Es soll laut Festivalchef Dieter Kosslick um “Filmtheater” gehen, wie der RBB berichtet. Die Berlinale wird vom Bund mit etwa 6,3 Millionen unterstützt. Über konkrete Pläne für 2010 wollen die Parlamentarier noch vor der Sommerpause beraten. Der Termin für die 60. Berlinale steht seit Anfang März fest: 11. bis 21. Februar 2010.
Die CDU wünscht sich für das nächste Jahr eine Programmerweiterung der Berlinale: “Deutsche Filmtage” soll der neue Bereich heißen, regten CDU-Kulturexperte Wolfgang Börnsen und CSU-Vorstandsmitglied Dorothee Bär sowie JU-Chef Philipp Mißfelder Anfang Februar in Berlin an, berichtet der DDP. «Deutschlands föderale Tradition, die gerade in der Kultur zum Ausdruck kommt und zu der eine Reihe vitaler Filmmetropolen zählt, würde dadurch unterstrichen», erklärten die Unions-Politiker im Gespräch mit dem DDP. Festivalchef Dieter Kosslick will 2010 unter anderem darstellen, “was es in über 100 Jahren Filmgeschichte an Kinohäusern in Deutschlands Hauptstadt gab und in Zukunft noch geben wird,” sagte der Festivalleiter dem RBB Mitte Februar. Das passt mit dem Unions-Vorschlag doch schon teilweise zusammen. Man darf also gespannt sein…
Jens Balzer hat in seinem satirischen Beitrag in der Berliner Zeitung schon eine Retrospektive für die kommende Berlinale im Sinn: “In der nächsten, der 60. Berlinale würden wir jedenfalls gern für dieses Thema eine Retrospektive sehen: “Die schönsten Kotz-Szenen der Filmgeschichte”. Mein persönlicher Favorit ist Peter Jacksons Frühwerk “Bad Taste” aus dem Jahr 1987, worin sich bei einem Treffen von Außerirdischen, die Neuseeland versklaven wollen, ein Außerirdischer namens Robert ausgiebig in eine große Glaskaraffe erbricht,” schrieb Balzer am 11. Februar 2009. Eins ist nach der 59. Berlinale jedoch klar: Nach einem Rekord-Ticketverkauf von 270.000 (30.000 mehr Tickets als im Vorjahr), Hollywood-Glamour auf dem roten Teppich und einem schönen Gesamt-Programm wird auch die kommende Berlinale eins mit Sicherheit nicht: Zum Kotzen.
Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:
Teil drei: “Deutschland 09. 13 kurze Filme zur Lage der Nation”
Dreizehn Kurzfilme, von ebenso vielen renommierten deutschen Regisseuren mit dreimal so vielen Botschaften. Als Gesamtwerk betrachtet reizt “Deutschland 09″ eher durch die vielen individuellen Blicke auf unsere Nation am Ende der ersten Dekade des Milleniums, als durch einen roten Faden. Wer die Vielfalt der Themen (typisch deutsche Verhaltensweisen, Überwachungsstaat, Architektur, Extremismus, Globalisierung,…), Genres (Komödie, Drama, Science-Fiction, Halb-Dokumentarisches) und Ansätze (wehmütig, amüsant, verstörend, beunruhigend, informativ,…) interessant findet, wird sich während der knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit keine Minute langweilen. Und wer Regisseure wie Tom Tykwer (“The International”, “Das Parfum”), Fatih Akin (“Auf der anderen Seite”), Wolfgang Becker (“Good bye Lenin!”) und Hans Steinbichler (“Winterreise”) mag, sieht mal eine ganz andere Seite der Filmschaffenden. ”Deutschland 09. 13 kurze Filme zur Lage der Nation” kommt am 26. März 2009 ins Kino.
Wertung:
8 von 10
Leider gibt es noch keinen Trailer, aber auf 3sat bei “Kulturzeit” werden Bilder zu “Deutschland 09″ gezeigt. Falls das Video nicht gleich läuft, rechts unten einmal auf “Video abspielen” klicken.
Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:
Teil zwei: Der Vorleser
Stephen Daldrys (“The Hours”, “Billy Elliot”) Drama “Der Vorleser”, nach dem Bestseller von Bernhard Schlink, ist kein schlechter Film. Kate Winslets (“Vergiss mein nicht”) Verkörperung der Hanna Schmitz fesselt von Minute eins bis 123. Die 33-Jährige ist völlig zu recht für ihre Hauptrolle in “Der Vorleser” für den Oscar (Verleihung: Nacht vom Sonntag, 22.2.09, auf Montag, deutscher Zeit) als beste Hauptdarstellerin nominiert und durfte bereits den britischen Filmpreis BAFTA, den Golden Globe und einige weitere Auszeichnungen für ihre herrausragende Performance mit nach Hause nehmen. Das restliche Ensemble kann jedoch niemals wirklich begeistern. Ralph Fiennes wirkt als Michael Berg oft abwesend, David Kross als junger Michael versprüht den Charme eines Hundewelpen. Wer “Der Vorleser” in der Schule (noch?) nicht gelesen hat, kann der Verfilmung wenigstens praktische Aspekte abgewinnen und sich die Lektüre sparen. Für Kenner der Buchvorlage ist “Der Vorleser” nur zu empfehlen, wenn sie das Buch geliebt und genossen haben.
Der Berlinale ist vorbei und viele der gezeigten Filme kommen bald ins Kino. Zeit, mal eine ausführlichere Bestandsaufnahme der Filme zu machen, die ich auf der 59. Berlinale gesehen habe:
Teil Eins: Ricky
“Ricky” von Francois Ozon (“8 Frauen”, “Swimming Pool”) unterhält nur richtig gut, wenn man die unerwartete Wendung in der Filmmitte noch nicht kennt. Ich habe bei meiner Filmstarts-Kritik absichtlich nichts verraten. Die Filmkritiker des Tagesspiegels und von Spiegel-Online (bei Klick, Spoiler!) waren jedoch weniger zimperlich, was die Spoiler angeht. Ricky kommt am 14. Mai ins Kino und ist zu empfehlen für Liebhaber des französischen Films, die sich nicht daran stören, wenn mit klassischen Erwartungen, die man an einen Film hat, gebrochen wird.
Wertung:
6 von 10
Hier der Trailer, zwar auf Französisch, aber für einen ersten Eindruck okay:
Wer des Französischen mächtig ist, hier ist noch ein Bericht über “Ricky”:
Da dachte ich gestern, ich hätte ne super Überschrift für meinen Post über die Gewinnchancen der von mir gesehenen Berlinale-Filme gefunden und schrieb “And the teddy goes to…” über meinen Text. Was ich nicht wusste: Der Teddy Award ist ein Filmpreis für Filme mit schwul-lesbisch-transgender Hintergrund, der seit 1987 auf der Berlinale verliehen wird und seit 1992 offiziell zu den Berlinale-Preisen gehört. Zwar hab ich das Poster zum Teddy Award überall auf der Berlinale gesehen, aber immer nur auf die “Foxy Cleopatra”-Frisur der Figur geachtet.
Interessanter Weise wurde im letzten Jahr Tilda Swinton mit dem “Special Teddy” ausgezeichnet. Wird also im nächsten Jahr Joe Dallesandro – der in diesem Jahr den Special-Teddy erhielt – bei der 60. Berlinale Jury-Präsident? Wir werden sehen… Eins ist jedoch sicher: Den kleine Metall-Teddy, der auf einem Berliner Pflasterstein sitzt und von Ralf König (seine Comics waren Vorlage für Filme wie “Der bewegte Mann” und “Kondom des Grauens”) entworfen wurde, haben schon einige bedeutende Filmemacher in Händen gehalten.
Den ersten Kurzfilm-Teddy nahm Gus van Sant, der in diesem Jahr mir “Milk” auf der Berlinale vertreten ist, für “Five Ways to Kill Yourself” und “My New Friend” mit nach Hause. Der Spielfilm-Teddy ging 1987 an Pedro Almodóvar für “Das Gesetzt der Begierde”, mit dem damals noch unbekannten Antonio Banderas. 1999 gewann Regisseur Lukas Moodysson, der dieses Jahr im Wettbewerb um den goldenen Bären mit “Mammoth” eher enttäuschte, den Spielfilm Teddy für sein Debüt “Raus aus Amal”. Ein Jahr später ging der Spielfilm-Teddy an Francois Ozon (auf der 59. Berlinale mit “Ricky” vertreten) mit “Tropfen auf heiße Steine”, dessen Drehbuch Ozon zusammen mit Rainer Werner Fassbinder schrieb. Nun genug des Name-Droppings.
Seit zwei Jahren wird der Teddy-Award von ARTE übertragen. Heute Abend um 23.30 Uhr läuft die Wiederholung auf dem RBB.
Wer sich noch fragt: “Wer hat eigentlich bei der Berlinale gewonnen?” Hier gibt es eine Zusammenfassung der Preise, die die internationale Jury verliehen hat: