Bisher auf der Berlinale
Der Ausweis als Beweis
Als mir die Akkreditierung für die 59. Berlinale Mitte Dezember ins Mail-Postfach flatterte, war die Freude groß. Auf einem richtigen Filmfestival als Journalistin angemeldet zu sein, das ist eine Art Adelung für einen jeden Filmkritiker. Seit dem 5. Februar bin ich nun für Filmstarts.de jeden Tag auf dem bekanntesten deutschen Filmfestival unterwegs und habe fast jeden Tag eine Kritik geschrieben. Während ich zwischen Berlinalepalast und Cinemaxx, zwischen McDonalds-Mittagessen und Starbucks-Kaffepause teils hektisch hin- und herlaufe, um es trotz immenser Warteschlangen noch in die jeweilige Pressevorführungen zu schaffen, und dann nach der Deadline todmüde aber glücklich ins Bett falle, kommt eines viel zu kurz: Sich Gedanken darüber zu machen, welche der bisher gesehen Wettbewerbs-Filme in diesem Jahr mit den Edelmetall-Bären belohnt werden wird, wegen denen das ganze Spektakel überhaupt stattfindet.
Erstaunlich viele der Filme, die die meisten Zuschauer anziehen, laufen außer Konkurrenz. Das gilt für den Eröffnungsfilm „The International“ von Tom Tykwer genauso, wie für die Literaturverfilmung „Der Vorleser“ und das Biopic über P. Diddys besten Freund „Notorious B.I.G.“. Was bleibt da für den Wettbewerb übrig? Eine kurze Zusammenfassung der von mir bisher gesehenen Filme geht dem Versuch voraus, selbige in einer Art Rangliste zu ordnen – mit meinem Favoriten für den Goldenen Bären ganz oben und dem größten Ärgernis des Festivals ganz unten. Diese Liste wird täglich aktualisiert und mit Einschätzungen zu den Gewinnchancen der jeweiligen Filme ergänzt.
Eigenartigen Überraschungsmomenten wie François Ozons „Ricky“ (meine Kritik bei Filmstarts ) oder experimentelle Filmkunst wie bei „Rage“, der besser auf der Documenta aufgehoben gewesen wäre, haben eher wenig Chancen, auf dem Siegertreppchen zu landen. Das viel bejubelte Polit-Drama „Storm“ von Hans-Christian Schmidt trifft schon eher den Geschmack der Jury, weil es den politischen Anspruch hat, der der atmosphärische Krimi-Geschichte „In the Electric Mist“ (meine Kritik bei Filmstarts) mit Tommy Lee Jones fehlt. Gestern hat das Drama „The Messenger“ (meine Kritik bei Filmstarts), über zwei Soldaten, die den Angehörigen ihrer gefallenen Kameraden die Nachricht von deren Tod überbringen müssen, einiges an Applaus bekommen. Doch so lange und anhaltend wie bei „Storm“ war der Beifall längst nicht. Und von „Mammoth“ (meine Kritik bei Filmstarts) brauchen wir gar nicht zu reden. Die Lautstärke der Buh-Rufe Sonntag Mittag sagen eigentlich alles und sprachen wohl nicht nur mir aus der Seele, wenn man sich mal auf den Kinoseiten der Tagespresse umsieht.
Nun noch mal in Ranglisten-Form:
- Storm
- The Messenger
- In the Electric Mist
- Ricky
- Rage
- Mammoth
Heute sehe ich:
- Chéri mit Michelle Pfeiffer
- The Private Lives of Pippa Lee
Morgen:
- Happy Tears
- Notorious B.I.G.